Nein, damit ist nicht gemeint, sie ins Kühlfach zu legen. Sondern sie zu beleben, erhalten und regelmäßig wieder zum Aufblühen bringen.
Das Aufschreiben macht die Gefühle bewusst. Wenn man sie erst benennen kann, werden sie dauerhafter. Leider gilt das nicht für Emails oder SMS oder Whatsapps. Das hängt mit der Speicherung der Handlung zusammen. Egal welchen Buchstaben ich eintippe – es ist ein Tippen mit den Fingerspitzen, jeder Buchstabe gleich. Eine Aktion, ein Neuron, ganz gleich, was ich schreibe. Die Wirkung einer getippten Liebeserklärung geht so tief wie die einer getippten Steuererklärung. Lohnenswert also, seine Steuererklärungen nicht von Hand auszufüllen, sondern am Computer. Es reduziert die emotionale Belastung.
Jeder Buchstabe hingegen hat seine eigene Form, seinen eigenen Schwung, jeder ist für sich gespeichert so wie jedes Wort, jede Melodie, jede Bekundung. Es wirkt sich auf den eigenen Steuerapparat im Hirn anders aus, wenn wir einen Stift halten und über Papier gleiten lassen, als wenn wir Tasten anschlagen. Der Ausdruck der Liebe manifestiert sich in schwingender Bewegung, nicht gleichförmigem Klicken.

Der Verzicht auf die Schreibschrift bringt nicht nur das Ende der persönlichen Handschrift, sondern auch die Verflachung des Ausdrucks. Das ist entscheidend, denn die größte Wirkung erzielt der Liebesbrief bei der- oder demjenigen, welche/r ihn verfasst.
Schreiben macht Gefühle bewusst, man benennt sie, dadurch werden sie dauerhafter.
Man hat es nachgeprüft, gab Studenten die Aufgabe, an drei aufeinanderfolgenden Tagen je einen Liebesbrief an den/die damalige Partner/in zu schreiben. Die Vergleichsgruppe schrieb etwas anderes, weniger emotionales.
Raten Sie, wessen Beziehungen länger hielten.